Europas heiliger Krieger
Kleinl Siegmund - Drama
„Sieben Uraufführungen in sieben Jahren“ lautet das Konzept der Theaterinitiative Burgenland, die mit Siegmund Kleinls „Europas heiliger Krieger“ 2016 den zweiten Theatertext zur Uraufführung bringt, der zeitgleich als Buch erscheint. Das Stückentwickelt vor dem Hintergrund der Vita Sancti Martini des römischen Schriftstellers Sulpicius Severus eine dramatische Geschichte um diese historische Gestalt, die das traditionelle Bild des Heiligen formal, sprachlich und inhaltlich völlig neu in den Blick rückt und in den Kontext aktueller Diskurse und gegenwärtiger Ereignisse in Europa und der Welt setzt. Die berühmte Legende von der Mantelteilung steht dabei im Spannungsfeld der immer größeren Kluft zwischen Armen und Reichen, die Versuchungen des Teufels stecken in den Verführungen medialer Verlockungen, der kriegsverweigernde Soldat wird zum gnadenlosen Kämpfer für den christlichen Glauben, der schonungslos gegen Ungläubige vorgeht und ihre Kultstätten, die Bankentempel, zerstört sowie ihre Eigentümer vernichtet, ehe er sich zur Gewaltlosigkeit bekennt. In der Person des Heiligen zeigt sich ein Ambivalentes: einerseits die Einsicht, dass fehlende Toleranz, die es nicht nur in anderen Kulturen, sondern auch im Christentum und im Westen gibt, zerstörerische Kräfte freisetzt, andererseits, wie durch Selbsterkennen und Erkennen der großen Zusammenhänge Wege der Menschen, Mächte und Kulturen zueinander möglich werden.