Atsinganos. Die Oberwarter Roma und ihre Siedlungen
Horvath Stefan - Beschreibung des Lebens und der Bewohner der sogenannten zweiten Oberwarter Roma-Siedlung
Stefan Horvaths drittes Buch ist eine Reise in eine Welt, die für die meisten seiner Leser wohl absolutes Neuland darstellt. Er beschreibt das Leben und die Bewohner der sogenannten zweiten Oberwarter Romasiedlung. Ein seltsames Völkchen dort gestrandeter Existenzen, die fast alle durch traumatische Erfahrungen in den NS Konzentrationslagern geprägt sind und die nun in einer Umgebung der ungebrochenen rassistischen Diskriminierung und Ausgrenzung ihr Leben mehr schlecht als recht meistern. Stefan Horvath hat diese Menschen mit diesem Buch vor dem Vergessen bewahrt, hat ihnen ein Denkmal gesetzt, in dem sie ohne Schönfärberei beschrieben werden. Ohne anzuklagen legt Stefan Horvath seine Finger in eine der Wunden der Zweiten Republik, nämlich das große gesellschaftliche Versäumnis, den Opfern des Nationalsozialismus die nötige Unterstützung zu gewähren, damit diese einen würdigen Platz in der Gesellschaft einnehmen können. Die Heimkehr einer Handvoll Überlebender löste 1945 in Oberwart merkwürdige Reaktionen aus. Obwohl der Winter bevorstand, waren die Verantwortlichen der Stadtgemeinde nicht bereit, den Roma eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Anscheinend war es für die Lokalpolitiker ein Problem, dass ein paar verunsicherte, traumatisierte, gequälte Menschen, deren Familien ausgelöscht worden waren, die Konzentrationslager überlebt hatten.