Christl Greller "TAGSÄTZE zur Nicht- oder Bewältigung"
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Christl Greller "TAGSÄTZE zur Nicht- oder Bewältigung"

19,50 €
Bruttopreis
2-5 Werktage
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CHRISTL GRELLER
TAGSÄTZE zur Nicht- oder Bewältigung
Poetische Notate
Coverbild: Yoly Maurer
Brosch., 160 Seiten, € 19,50
ISBN: 978-3-99016-302-3

    Die Tagsätze zur Nicht- oder Bewältigung von Christl Greller, die sonst in weitläufigen Büchern behandelt werden, werfen Schlaglichter auf einzelne Tage. Facetten des Jahres, des Lebens, glänzen auf. So unterschiedlich sie sind, so zusammenhanglos sie bei flüchtiger Betrachtung erscheinen mögen – zusammen sind sie konzentriertes Leben und ergeben ein dichtes, interaktives Gewebe. Das Alltägliche mag oft den Anschein von Monotonie erwecken, doch aufmerksam betrachtet/analysiert, fallen die darin verstreuten Edelsteinchen auf, die zu beachten wir oft keine Zeit finden. Von Banalität bis zu den großen Umbrüchen, die das Leben auf den Kopf stellen, von (fast) biblischer Tragik bis zu (oft unfreiwilliger) Komik ist auch hier alles enthalten, was uns täglich begegnet. Einzeln herausgehoben, ausgeleuchtet, eventuell vergrößert für bessere Sichtbarkeit. Hier begegnen uns sorgfältige Beobachtungen in poetischer Fassung, die uns bekannt sind und doch in völlig neuer Sicht in den Fokus genommen werden. Dieses „Festmachen der Zeit“ an einzelnen Punkten in dermaßen
    verdichteter Form spannt/heftet ein weites Netz über das Jahr und das Leben im Allgemeinen. Gleichzeitig können Gedanken, Fantasien, von den einzelnen Punkten ausschwärmen und so zu Bildzentren, zu Imaginationszentren werden.

    Rezensionen:

    Helmuth Schönauer für Tiroler Bibliotheksservice


    Monika Vasik für Podium Zeitschrift 10/2025: 

    Christl Greller: TAGSÄTZE zur Nicht- oder Bewältigung. Poetische Notate. edition lex liszt 12, Oberwart 2025. 160 Seiten, € 19,50

    Das Wunderbare keime überall, liest man auf Christl Grellers Homepage, „auch im Unscheinbaren und im Verborgenen. Und es ist um nichts weniger wunderbar, nur weil keiner davon weiß.“ Nicht nur das offensichtlich Wunderbare steht in ihrem neuesten Buch im Zentrum ihrer Reflexionen über Wahrnehmungen, Erinnerungen, Erkenntnisse und Erfahrungen. Sie gibt vielerlei Facetten des Tragischen wie des Beglückenden Raum, des Alltäglichen und des Besonderen, des klugen Nachsinnens, aber auch banaler Erlebnisse, denen Greller mit der Weisheit eines achtsamen Lebens, mit Hintersinn und mit Anflügen von trockenem Humor begegnet.

    Ihr Vorhaben schien zunächst einfach. Ein Jahr lang wollte sie jeden Tag einen aufschreibenswerten Satz notieren. Weil immer wieder die Herausforderungen des Daseins dazwischenkamen, zog sich ihr Projekt nicht nur über mehrere Jahre, sondern es zeigte sich, dass manchmal mehrere Sätze nötig waren. Gegliedert ist das Buch dennoch als Kalendarium eines fiktiven Jahres, das mit dem Geburtstag der Autorin am 18. Dezember beginnt und am Tag vor dem nächsten Geburtstag endet. Formal sind es 365 Notizen, meist Prosa in verschiedenen Schriftarten, bereichert mit handschriftlichen Einträgen, die den Eindruck des Notathaften verstärken. Dazwischen sind Gedichte aus früheren Lyrikbänden eingestreut. Aufgegriffen hat Greller u.a. Reisen, mal mit dem Zug, mal mit dem Auto oder zu Fuß, etwa nach Schottland, die Niederlande, Ungarn, Venedig, Orten in Österreich, aber auch Beobachtungen in Wien, die Initialzündung für ihre Aufzeichnungen und aphoristischen Zuspitzungen werden. Sie weiß, dass sich vieles nur einer „aufmerksamen Beobachterin“ offenbart, weshalb sie wachen Auges und Geistes auf ihre Umgebung blickt. Die Autorin flechtet Erlebnisse aus der Literaturwelt und manche Kränkung ein, etwa ihr Gefühl fehlender Anerkennung: „...was für ein unbedeutender, kleiner, nichtiger Mensch ich bin. Speziell in der Literatur.“ Sie erinnert sich an ihre Eltern sowie ihren jung verstorbenen Bruder. Und sie spart Unentrinnbares nicht aus wie das Altern, Krankheit, Einsamkeit und Tod. „Das Alter ist die Demütigung des Menschen durch seinen eigenen Körper“, notiert sie, ein anderes Mal: „Überdeutlich manchmal der Hinweis des Leibes, dass wir Körper sind“. Greller verschließt ihren Blick nicht vor der abnehmenden Autonomie greiser Menschen, sieht, dass man „im Alter gezwungen ist, seine Scham zu verlieren. Und Scham hat etwas mit Würde zu tun.“ Das ist nachdenkenswert, erhellend und nie trist, denn dazwischen und daneben streut Greller Zufallsfunde, (Alb)Träume, Zitate von Karl Valentin, Marc Aurel oder Augustinus sowie aufblitzende Gedanken, etwa beim Wahrnehmen der Verwandlungen in der Natur. So entsteht ein kurzweiliges, wunderbares Tagebuch, das man chronologisch und in einem Zug lesen, sich aber auch täglich bloß einige Häppchen herauspicken kann, um darüber in aller Ruhe nachzudenken. Ergänzt wird der Band durch ein kundiges Nachwort von Christian Teissl. Für ihn seien die Notate „[v]on vorläufiger Natur“, denn die Notiz sei „die Keimzelle aller Literatur“, ein Baustein für etwas, „das erst noch zu errichten ist“. Es gibt in der Literatur jedoch zahlreiche Werke, die mit Gedankenschätzen, Aphorismen und Sprachsplittern gefüllt sind, die nie „Ausgangspunkt für einen längeren, größeren Text“ (Zit. Teissl) wurden. Etwa im 18. Jahrhundert die Sudelbücher von Georg Christian Lichtenberg oder jüngst Katharina Hackers Handbuch für Traurigkeiten, eine Sammlung von 134 Notizen. Anders als letztgenannte sind Grellers TAGSÄTZE nicht auf ein Thema zentriert, sondern zeigen das Leben in seiner Vielfalt und können wohl als versteckte, naturgemäß lückenhafte Autobiografie gelesen werden, die in ihrer Gebrochenheit über Essenzen Auskunft gibt, wie es wohl kein Roman und kein Sachbuch könnten.
    Monoka Vasik

     

    Greller Christl
    978-3-99016-302-3

    Besondere Bestellnummern

    isbn
    978-3-99016-302-3
    Christl Greller "TAGSÄTZE zur Nicht- oder Bewältigung"

    Christl Greller "TAGSÄTZE zur Nicht- oder Bewältigung"

    19,50 €
    Bruttopreis
    2-5 Werktage